Herr Handwerkskammer Präsident, sagen Sie Wie lange schlafen Sie denn so?
Für uns junge Handwerker ist Josef Katzer das Gesicht der Handwerkskammer. Wir kennen Ihn von Verleihungen der Meisterbriefe und Ehrenurkunden.
Aber wer ist er wirklich?
Wir haben einen Termin mit ihm. Für zwei Stunden sitzen wir in seinem Büro, welches überraschend dezent eingerichtet ist. Keine Designermöbel und opulente Gemälde an den Wänden. Sein
Büro ist zweckmäßig eingerichtet. Ein Schreibtisch mit viel Platz, da sich keine Papiere stapeln.
Ein bis zwei Kunstwerte oder Erinnerungsstücke und antike auffällig leere Schränke.
Keine Ordner kein Papierkram, keine Bücher. Außer einem Notizblock der aktuellen Handwerk-Marketingkampagne mit einem ebenso hellblauen Kugelschreiber findet sich kein Papier in seinem Büro.
Herr Katzer erklärt, dass die Handwerkskammer nun komplett digitalisiert ist. Briefe werden eingescannt statt verteilt. Auch alle Dokumente der letzten Jahre sind nun komplett digital verfügbar. Wir sind erstaunt, das gefällt uns gut.
Herr Katzer, wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit treffen dürften, tot oder lebendig wer wäre das?
Herr Katzer denkt kurz darüber nach und beantworte uns die Frage mit „Das ist leicht, Helmut Schmidt.“ Er erzählt uns von seiner ersten und einzigen Begegnung mit Helmut Schmidt vor circa sechs Jahren Herr Schmidt lud zu einem Gespräch in seinem Büro ein, damals saß er schon im Rollstuhl und wollte Herrn Katzer sprechen.
Auf die Rückfrage, wir lange er denn mit Herrn Katzer sprechen möchte, erwiderte Helmut Schmidt: „Eine halbe Stunde, wenn Herr Katzer interessant ist vielleicht auch länger“
Das Gespräch zwischen dem Altbundeskanzler und dem Handwerkskammerpräsidenten dauerte fast vier Stunden und Herr Katzer hat viel über Weltpolitik und Lebensweisheiten erfahren. Herr Katzer
bewundert(e), sein Wissen über vergangenes und heutiges Politikgeschehen. Herr Schmidt war eine herausragende Person und Herr Katzer würde ihn gern noch einmal treffen. Das
Treffen vor sechs Jahren gehört zu den inspirierendsten Gesprächen seiner Amtszeit.
Wie motivieren Sie sich selbst? Was treibt Sie an?
Herr Katzer erzählt uns, dass seine Neugierde ihn antreibt. Außerdem besitzt er ein hohes Verantwortungsgefühl. Disziplin, bei dem was man tut, ist ihm sehr wichtig.
Wenn ihn der Ehrgeiz gepackt hat, dann gibt er auch 100 Prozent.
„Ich lebe einfach gern, das treibt mich an!“
Man kann ihn wohl am besten als „Macher“ umschreiben. Im Gespräch mit Ihm spüren wir förmlich, wie er für Themen brennt, die ihm wichtig sind.
Herr Katzer, sagen Sie wie lange schlafen Sie denn so?
Ein Blick auf seine Smart-Watch, die er übrigens stilsicher mit silbernen Manschettenknöpfen kombiniert, verrät uns eine Schlafdauer von vier Stunden und acht Minuten! Herr Katzer meint aber er schläft in der Regel fünf bis sechs Stunden. Was auch nicht gerade viel ist, wie man an unseren erstaunten Gesichtern hätte ablesen können.
Wir wird man Handwerkskammerpräsident?
„Zunächst einmal durch Engagement im Handwerk. Und man sollte viel Vorerfahrung aus der Vollversammlung und anderen Ehrenämtern mitnehmen.“
Herr Katzer erzählt uns von seinem Werdegang und auch von seinen schmerzlichen aber notwendigen Erfahrungen um verlorene Debatten. Er erklärt uns, dass man sich auf das Amt des Präsidenten nicht bewerben kann. Es ist vielmehr ein langer Weg den man zum Teil auch unbewusst geht. Man wacht nicht morgens auf und sagt sich: „Ach Mensch heute möchte ich Präsident der Handwerkskammer werden.“ Vielmehr ist es ein stetiges Wachsen und Lernen. Dafür sind geschützte Räume wichtig, in denen Debatten auch anders laufen können als erwartet, ohne dass das Ergebnis am kommenden Tag in irgendeiner Zeitung steht.
Herr Katzer, sagen Sie gab es schon mal eine Frau die Ihr Amt bekleidet hat?
Aber ja natürlich! Nordrhein-Westfalen hätte derzeit eine Frau im Amt. In Hamburg aber bisher noch nicht.
(Die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld wird derzeit von einer Frau geführt. Von Frau Lena Strothmann, sie ist Damenschneidermeisterin.)
Lesen Sie gern? Was lesen Sie gerade?
Herr Katzer ist ein Gern-Leser. Er berichtet mit strahlenden Augen, dass seine Bibliothekskarte in der Kindheit immer vollgestempelt war. Er las schon bevor er eingeschult wurde. Seine Leseleidenschaft hat ihn nie verlassen.
Zurzeit liest er ein [JK1] über römische Geschichte in der Zeit von 110 v. Chr. – 27 v. Chr.: „Masters of Rome“, es ist eine Serie über die letzten Jahre der römischen Republik von der australischen Bestseller-Autorin Colleen McCullough, deren bekanntestes Werk „Die Dornenvögel“ ist.
Leider schläft er schon nach dreißig Minuten ein, -ach nee! ;) - von daher wird er wohl noch sehr lange an der aus mehreren Büchern bestehenden Reihe lesen.
Besonders faszinierend findet er die Disziplin und den Fortschritt der Römer. Über die Römer schweifen wir leicht ab in die Zyklen der Wirtschaft oder Geschichte der Menschheit, die nach Herrn Katzer häufig gleich verlaufen in folgenden Parametern: 1. Disziplin 2.Erfolg 3. Sättigung 4. Dekadenz 5.Niedergang
Wir [JK2] kurz darüber, in welcher Phase wir uns wohl gerade befinden, können es aber nicht mit Sicherheit festlegen.
[JK1]
Colleen McCullough AO (* 1. Juni 1937 in Wellington, New South Wales; † 29. Januar 2015 in Burnt Pine, Norfolkinsel[1]) war eine australische Bestseller-Autorin, deren bekanntestes Werk Die Dornenvögel ist.
Masters of Rome – Serie über die letzten Jahre der römischen Republik
Die Handlung erstreckt sich im historischen Zeitraum von 110 v. Chr. bis 27 v. Chr. In den ersten beiden Werken sind Gaius Marius und Lucius Cornelius Sulla Hauptpersonen, bis „Rubikon“ sind es Gnaeus Pompeius Magnus und Gaius Julius Caesar.
- Die Macht und die Liebe (The First Man in Rome), 1990; handelt von Marius Aufstieg zum siebenfachen Konsul gegen den erbitterten Widerstand des Senats. Durch seine Siege in den Kriegen in Numidien und gegen die Germanen wird er zum Retter Roms. In seinem Gefolge steigt auch Sulla zum beachteten und einflussreichen Mann im Rom der Jahre 110 v. Chr. – 100 v. Chr. auf.
- Eine Krone aus Gras (The Grass Crown), 1991; handelt vom Entstehen des Bundesgenossenkrieges und dem Tod des Marius (98 v. Chr. – 86 v. Chr.)
- Günstlinge der Götter 1 – Die Weggefährten (Fortune’s Favorites), 1993; handelt vom Aufstieg von Pompeius und Caesar
- Günstlinge der Götter 2 – Die Todfeinde (Fortune’s Favorites), 1993
- Caesars Frauen (Caesar’s Women), 1996; 68 v. Chr. – 58 v. Chr.
- Rubikon (Caesar), 1997; behandelt die Jahre von 54 v. Chr. bis zu Pompeius′ Tod
- Das Erbe Caesars (The October Horse), 2002; handelt von Caesars Diktatur und Ermordung 44 v. Chr. sowie der Verfolgung der Mörder durch Octavian und Marcus Antonius
Was ist ihr Lieblingsfilm?
Auch hier überlegt er lang. Seit er Handwerkskammerpräsident ist war er wenig im Kino.
„Avatar“ hat ihn fasziniert, aber auch „Der mit dem Wolf tanzt“ gehört zu seinen Lieblingsfilmen.
Mit nur wenig Mitteln und Schauspielern wurde eine großartige Geschichte erzählt, die von der Unterdrückung der Ureinwohner Amerikas handelt. Die Musik mochte er auch in diesem Film.
Ja, er mag auch Musik, Opern und Konzerte. Sein letzter Konzertbesuch war bei Eric Clapton.
Seine Dauerkarte für die Oper wird leider nicht so oft genutzt, wie er es gern hätte, aber er wird das nach seiner Amtszeit nachholen.
Herr Katzer, wieviel Stunden arbeiten Sie in der Woche? Und wieviel davon für die Handwerkskammer?
„Sechs mal zwölf Stunden. Vierzig Stunden davon als Handwerkskammerpräsident“
Am 5.6.2019 endet Ihre Amtszeit. Auf was freuen Sie sich dann? Wie geht es für Sie weiter?
„Ich freue mich darauf, spontan mit meiner Frau ins Kino oder in die Oper zu gehen und mich mit Freunden zu treffen, ohne diese Termine ein Jahr im Voraus zu Planen.
Dann werde ich meine Firma in die Hände meines Sohnes geben, und ich mach mich noch einmal selbstständig. Ich freue mich darauf, meine Zeit wieder selbst einzuteilen und mehr Zeit für all meine Pläne zu haben.“
Herr Katzer kennen Sie diese schlaflosen Nächte auch? Und haben Sie einen Tipp für uns?
Ja, natürlich kennt er die auch, vier Stunden acht Minuten!! Hallo?.
Er sagt: Wehrt euch nicht dagegen! Vielleicht kommen dann ja Ideen und Lösungen zu Tage.“ Der Körper und das Gehirn arbeiten in der Nacht, also lässt er es gern zu. Aber er kommt auch mit wenig Schlaf aus. Offensichtlich!
Sein Tipp, ist es gar nicht so weit kommen zu lassen: Schiebt nichts auf. Geht ran an die Probleme und Entscheidet! Macht Fehler und steht dazu aber entscheidet. Jede Entscheidung ist besser als keine.“
Was waren Ihre schönsten Momente als Handwerkskammerpräsident?
„Oh da gibt es einige. Wir haben sieben Jahre für die Meisterprämie gekämpft. Als dann Wirtschaftssenator Frank Horch Olaf Scholz bei der Jahresschlussversammlung 2017 in der Handwerkskammer verkündete, dass die Prämie kommt, war das ein sehr bewegender Moment für mich.
„Das Treffen mit Helmut Schmidt. Aber auch als ich mal bei in einer Gesellenprüfung der Konditoren beiwohnen durfte. Ihr glaubt nicht, was ich da gesehen haben, das waren Kunstwerke!“
Auch hier leuchten seine Augen wieder voller Begeisterung und Faszination für das Handwerk.
„Und die Einführung der feierlichen Verleihung der goldenen Meisterbriefe.“
Seit wenigen Jahren werden bei der alljährlichen Meisterfeier im Michel nun die Meister geehrt, die ihr 50. Meisterjubiläum feiern.
„Das war sehr bewegend ….und lag und liegt mir sehr am Herzen.“
Herr Katzer, was erwarten Sie von uns jungen Handwerkern. Was können wir fürs Handwerk tun?
„Ich möchte, dass bewusst damit umgegangen wird, dass wir Arbeit haben die Spaß macht. Wir erschaffen Sachen die riechen, die schmecken, die man fühlen kann! „
Er erzählt von einer Begegnung mit einem Parkettleger, den er beobachtet hat wie er nach getaner Arbeit kurz innehält und sein Werk genießt. Wir halten selbst kurz inne und kennen das Gefühl tatsächlich! Der kurze Moment des Stolzes, der uns so glücklich macht.
„Ja genau, teilt diese Begeisterung. Geht in die Welt hinaus und teilt diese Leidenschaft.“
Außerdem kritisiert er den gesellschaftlichen Trend zum Egoismus, die gesellschaftliche Gemeinschaft gehe immer mehr verloren.
Sportvereine, freiwillige Feuerwehren, das Handwerk und noch viele weitere Institutionen leben vom Sinn der Gemeinschaft und haben allesamt rückläufige Mitgliederzahlen.
Auch wir Handwerksjunioren kennen das. Wir treffen uns unter anderem regelmäßig einfach nur zum Klönen und Zusammensein. Wir teilen alle die Liebe zum Handwerk und lieben unseren Beruf. Es ist toll, einfach unter Gleichgesinnten zu sein.
Das Interview wurde geführt von Christina Hafenstein, Janna Schaarschmidt-Davids, Stefanie Schulz, Maxi Hänsch
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